// Angehörige und Vertrauenspersonen
Was Sie tun können – wichtige Hinweise
Wenn Sie erfahren oder vermuten, dass ein Kind in Ihrer Umgebung oder eine Ihnen nahestehende Person von sexueller Ausbeutung betroffen ist, kann Sie das sehr aufwühlen. Handeln Sie bitte dennoch nicht überstürzt, und lassen Sie sich beraten, wenn Sie nicht weiterwissen.
Wenn Kinder oder Jugendliche betroffen sind
Denken Sie bei allen Ihren eventuellen Schritten an das Wohl des Kindes oder der Jugendlichen. Sonst setzen Sie womöglich ungewollt Dinge in Gang, die ihm/ihr zusätzlich schaden. 

Wir empfehlen Ihnen folgendes Verhalten:
  • Behandeln Sie ein möglicherweise betroffenes Kind, eine möglicherweise betroffene Jugendliche nicht nur als Opfer, sondern unterstützen Sie auch seine/ihre gesunden und starken Seiten.
  • Hören Sie zu, wenn sich Ihnen ein Kind oder eine Jugendliche anvertrauen möchte, und nehmen Sie die Aussagen ernst.
  • Fragen Sie das Kind oder die Jugendliche nicht aus.
  • Machen Sie dem Kind oder der Jugendlichen keine Versprechungen, die Sie möglicherweise nicht halten können.
  • Überfordern Sie das Kind oder die Jugendliche nicht, sondern informieren Sie jeweils altersgerecht über mögliche Schritte.

Wenn Sie Kenntnis von einem sexuellen Übergriff erhalten, sollten Sie nie auf eigene Faust handeln. Beachten Sie unbedingt Folgendes:
  • Treffen Sie keine wichtigen Entscheidungen, ohne sich vorher mit einer Fachperson beraten zu haben. Wenden Sie sich dafür an spezialisierte Beratungsstellen wie z. B. CASTAGNA.
  • Konfrontieren Sie die mutmasslich tätliche Person und ihre Familie keinesfalls mit den Vorwürfen, bevor Sie Rücksprache mit einer Fachstelle genommen haben.
  • Keine Strafanzeige ohne Absprache mit einer Fachstelle!


Wenn Erwachsene betroffen sind
Drängen Sie die betroffene Person keinesfalls zu Schilderungen der traumatischen Erlebnisse. Machen Sie ihr keine Versprechungen, die Sie nicht halten können. Überreden Sie niemanden zu unbedachten Handlungen, zum Beispiel einer Strafanzeige, dem Einbezug von anderen Personen oder zu einer Konfrontation mit dem Täter/der Täterin.

Auch hier gilt: Handeln Sie nie übereilt. Aus der Betroffenheit heraus lassen sich die Konsequenzen Ihres Tuns nur schwer abschätzen.

Informieren Sie die betroffene Person über Beratungsstellen, wie zum Beispiel CASTAGNA.

Wenn Sie erfahren, dass jemand im Kindes- oder Jugendalter sexuell ausgebeutet wurde, kann dies bei Ihnen tiefe Betroffenheit auslösen. Als Partnerin/Partner, Angehörige/Angehöriger oder Vertrauensperson haben Sie bestimmt viele Fragen, wissen nicht, was Sie tun können, und fühlen sich verunsichert. Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Darüber hinaus sollten Sie professionelle Hilfe aufsuchen, wenn:
  • Sie sich überfordert, hilflos oder ausgeliefert fühlen
  • Sie nicht mehr weiter wissen oder Ihnen das Ganze über den Kopf zu wachsen droht
  • Sie Angst um Ihre Bekannte/Ihren Bekannten, Freundin/Freund, Partnerin/Partner haben
  • Sie denken, dass Ihre Bekannte/Ihr Bekannter jetzt Hilfe benötigt
  • Sie das Gefühl haben, mit Ihrem eigenen Hilfsangebot als Freundin/Freund, Kollegin/Kolleg, Zuhörende/Zuhörender etc. nicht zu genügen