// Eltern
"Zuerst wollte ich es gar nicht glauben"
Wenn sexuelle Übergriffe von Kindern oder Jugendlichen aufgedeckt werden, bricht für ihre Eltern meist eine Welt zusammen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass über 90% der Täter, seltener Täterinnen aus dem nahen sozialen Umfeld kommen und für das Kind und die Eltern Vertrauenspersonen sind.
Viele Eltern von betroffenen Kindern fühlen sich deshalb schuldig, weil sie glauben, ihre Kinder nicht ausreichend geschützt zu haben.

Wenn Sie sich selbst in dieser Situation befinden und vermuten oder sogar wissen, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn sexuell ausgebeutet wird oder wurde, so ist das erste Gebot, dennoch Ruhe zu bewahren: Nehmen Sie sich Zeit und handeln Sie niemals überstürzt. Denn anderenfalls könnten Sie ungewollt Dinge in Gang setzen, die Ihrem Kind zusätzlich schaden.

Denken Sie bei all Ihren Schritten an das Wohl des Kindes bzw. der/des Jugendlichen und handeln Sie auf keinen Fall aus Ihrer eigenen Betroffenheit heraus.

Nach der Aufdeckung eines sexuellen Übergriffs sollte Ihr Umgang mit Ihrem Kind nicht allein von diesem Wissen bestimmt sein. Betrachten Sie Ihr Kind also nicht ausschliesslich als Opfer, sondern unterstützen Sie es in seinen gesunden und starken Seiten. Ihr Familienleben sollte sich dementsprechend nicht nur um dieses eine Thema drehen, sondern Sie sollten versuchen, im Alltag möglichst viel „Normalität“ aufrecht zu erhalten.

Ihrem Kind gegenüber empfehlen wir Ihnen folgendes Verhalten:
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es erzählen darf, hören Sie zu und nehmen Sie seine Äusserungen ernst
  • Fragen Sie Ihr Kind nicht über die Vorfälle aus, und drängen Sie es nicht zur Schilderung des Geschehenen. Dies schadet Ihrem Kind
  • Nehmen Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes ernst
  • Sprechen Sie nicht vor dem Kind über die sexuelle Ausbeutung
  • Informieren Sie Ihr Kind altersgerecht darüber, welche Schritte Sie einleiten werden und welche Personen Sie informieren wollen
Es gibt einige Dinge, die Sie tun können und tun sollten: Gewährleisten Sie, dass Ihr Kind vor weiteren Übergriffen und möglichst auch vor weiteren Begegnungen mit der mutmasslich tätlichen Person geschützt ist.
Suchen Sie zur fachlichen Beratung und Unterstützung eine darauf spezialisierte Stelle wie z. B. CASTAGNA auf.

Ohne eine vorherige Absprache mit einer Fachstelle sollten Sie eine Konfrontation mit der mutmasslich tätlichen Person und/oder ihrer Familie unbedingt vermeiden.

Eine Fachstelle kann Ihnen bei vielen Problemen weiterhelfen:
  • wenn Sie nicht mehr weiter wissen
  • wenn Sie sich unsicher und hilflos fühlen
  • wenn Sie Schuldgefühle haben
  • wenn Sie merken, dass es Ihrem Kind nicht gut geht
  • wenn Sie nicht wissen, wie Sie sich Ihrem Kind gegenüber verhalten sollen
  • wenn Sie nicht wissen, was Sie dürfen und was Sie lassen sollten
  • wenn Sie wütend sind und am liebsten auf den Täter/die Täterin losgehen würden
  • wenn Sie merken, dass Sie alles am liebsten unter den Tisch wischen möchten
  • wenn Sie nicht wissen, ob Sie Anzeige erstatten sollen oder nicht
Gerade vor wichtigen Entscheidungen kann Ihnen die Beratung und kompetente Unterstützung von erfahrenen Fachpersonen sehr Vieles erleichtern und Sicherheit geben.